Xylit als alternatives Süßungsmittel ist in aller Munde. Das ist auch kein Wunder, hat es doch die gleiche Süßkraft wie Zucker, ohne dessen zahnschädigende Eigenschaften zu besitzen. Xylit hat außerdem 40% weniger Kalorien als raffinierter Zucker und kommt darum gern in der kalorienbewussten Küche zum Einsatz. Aber ist der Begriff „Birkenzucker“ wirklich eine treffende Bezeichnung für dieses Produkt?

Heutzutage wird Xylit kaum noch aus Birken gewonnen. Trotzdem werben viele Shops mit dem Begriff „Birkenzucker“, was eigentlich eine falsche Bezeichnung für die gehandelten Produkte ist (Foto: JK).
Woher kommt der Name „Birkenzucker“?
Das man aus Bäumen Süße gewinnen kann, wussten die Menschen schon lange. So wie man in Nordamerika aus Ahorn Sirup gewinnt, kann auch Baumrinde zu süßem Stoff verarbeitet werden. Ende des 19. Jahrhunderts perfektionierte der deutsche Wissenschaftler Hermann Emil Fischer diese Methode. Er tat sich als Chemiker besonders im Bereich der Zuckerchemie hervor und ging als Begründer der organischen Chemie in die Geschichtsbücher ein.
er Zuckeraustauschstoff Xylitol, bei dem es sich streng genommen um einen Zuckeralkohol, nicht um Saccharose handelt, wurde in Finnland in Zeiten der Not aus Birken gewonnen. Die Finnen waren zu Kriegszeiten von der Außenwelt abgeschnitten, und mussten sich selbst versorgen – Zucker aus den zahlreich vorhandenen Birken gehörte dazu. So entstand der Name „Birkenzucker“, der streng genommen falsch, aber etabliert ist.
Warum hörten die Finnen damit auf, aus Baumrinde diese spezielle Art des Zuckers zu gewinnen? Die Herstellung ist wesentlich aufwändiger und kostenintensiver, als den Zucker aus Rüben oder Zuckerrohr zu gewinnen.
Ist Xylit wirklich gut für die Zähne?
Die Finnen hatten reichlich Gelegenheit, sich mit Xylit zu beschäftigen. Sie veröffentlichten in den 1970er Jahren die Turku-Zuckerstudie, die aus über 20 Einzelstudien Bilanz zog und besonders die zahnschonenden Eigenschaften des Xylit betonte. Im Gegenteil zu Saccharose- Zucker schädigt Xylit den Zahnschmelz nämlich nicht, sondern wirkt positiv auf die Mundflora. Bakterien können sich von Xylit nicht ernähren. Darum kommt es auch in Zahnpflege-Kaugummis als Süßungsmittel zum Einsatz.
Vor 1970 spielte Xylit hauptsächlich im Speiseplan von zuckerkranken Personen eine Rolle. In Russland wurde es bei Diabetes eingesetzt, in Deutschland bei intravenöser Ernährung. Nach der Turku-Zuckerstudie begann ein wahrer Siegeszug dieser natürlichen Süße, der durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse forciert wurde.
Wie wird „Birkenzucker“ heute gewonnen?
Die Verbreitung von Xylit wurde nur durch die wissenschaftliche Erkenntnis ermöglicht, dass sich der süße Stoff nicht nur aus Birken, sondern aus verschiedenen Pflanzen mit einem ähnlichen Fasergehalt herstellen lässt. Heute wird Xylit aus Nebenprodukten der Papier- und Zelluloseproduktion gewonnen oder aus Mais hergestellt. Die Grundlage für letzteres sind groß angelegte Monokulturen, zumeist in China. Sogar der menschliche Körper stellt eine geringe Menge Xylit selbst her.
Die Wirkung von Xylit-Süße
Wer Xylit in zu zu großen Mengen zu sich nimmt, wird unter Umständen eine abführende Wirkung bemerken. Das liegt daran, dass nur ein Teil der Kohlenhydrate des Xylits vom Körper verarbeitet werden. Dennoch ist der Stoff empfehlenswert, sei es als Ersatz für Zucker oder als Ergänzung. Hier ein paar Fakten:
- Xylit hat die gleiche Süßktraft wie Zucker, aber 40% weniger Kalorien.
- Es lässt sich in der gleichen Art wie Zucker verwenden: Kochen, Backen, Süßspeisen herstellen oder Kaffee und Tee süßen, alles ist möglich.
- Karies-Bakterien können sich von Xylit nicht ernähren: Das stärkt die Zahngesundheit.
- Xylit ist ein komplexes Kohlenhydrat und lässt den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen.
- Die Verstoffwechslung von Xylit erfolgt insulin-unabhängig – Menschen mit Diabetes müssen also nicht mehr auf Süßes verzichten.
Probieren Sie diese natürliche Süße von Xylit einmal aus und genießen Sie süße Speisen ohne schlechtes Gewissen.